Emotionale Belastung der Pflege

Kritische Situationen im PflegealltagWeder für die Pflegeperson noch für den Pflegebedürftigen ist der Pflegealltag einfach. Meist geht dieser mit Gefühlen einher, die sich unterschwellig oder auch sehr deutlich äußern.

Die Gefühle des Pflegenden

Anfangs sind pflegende Angehörige voller Tatendrang und wollen dem Pflegebedürftigen bestmöglich helfen. Im Laufe der Pflege tritt jedoch oft das Gefühl auf, den Belastungen nicht gewachsen zu sein und keiner der Aufgaben wie Pflege, Haushalt und Familie gerecht zu werden. Mit der Zeit ruft die Erschöpfung den Gedanken hervor, alles abzubrechen. Die Folge sind Schuldgefühle und Gewissensbisse. Zudem fällt es Pflegenden oft schwer, sich in Ruhephasen von der Pflege abzulenken. Oft wird zudem darüber nachgedacht, ob eine ausreichende Absicherung gewährleistet ist.

Eine weitere Belastung ist die mögliche Rollenverteilung bei der Pflege eines Elternteils oder die Einschränkung des Ehelebens, wenn ein Partner pflegebedürftig ist. Demenzkranke verlieren immer stärker die Erinnerung an den Pflegenden, was für diesen sehr bedrückend sein kann.

Durch Pflegebedürftigkeit ausgelöste Emotionen

Pflegebedürftige haben zunächst starke Schwierigkeiten damit, den Verlust ihrer Selbstständigkeit zu akzeptieren. Dazu mischt sich die Sorge um die eigene Gesundheit und die Angst vor der Zukunft. Viele entwickeln Schuldgefühle und empfinden sich als Belastung für den Pflegenden. Auch Gefühle wie Neid, Wut oder Trotz sind keine Seltenheit.

Problematische Situationen

Wenn die Pflegeperson und der Pflegebedürftige ein angespanntes familiäres Verhältnis haben, kann dies der Pflege im Weg stehen. Beispielsweise wenn der Bedürftige durchblicken lässt, dass er ein anderes Familienmitglied als Pfleger bevorzugen würde. Doch auch außenstehende Familienmitglieder können für Konflikte sorgen, wenn sie sich rechthaberisch einmischen oder der Pflegeperson vorwerfen, sie würde sich nicht genug kümmern.

Will der Pflegebedürftige nicht einsehen, dass er auf die Hilfe Anderer angewiesen ist, führt dies möglicherweise zu gefährlichen Situationen. Notfalls muss dann gegen seinen Willen gehandelt werden. Doch auch eine zu starke Bevormundung durch die Pflegeperson kann Streit hervorrufen.

Lösungen

Kommunikation ist die Grundlage einer harmonischen Pflegesituation. Sowohl der Pflegebedürftige als auch die Pflegeperson sollten dem anderen ihre Wünsche und Grenzen mitteilen. Auch bei Konflikten mit Angehörigen empfiehlt es sich, ein klärendes Gespräch zu führen, notfalls mit einer neutralen Person als Moderator.

Möchte die Pflegeperson mit einem Außenstehenden über ihre Probleme reden, bieten sich Beratungsstellen oder Gesprächskreise an.

Droht die Situation zu eskalieren, indem die Pflegeperson oder der Pflegebedürftige gewalttätig wird, muss Hilfe geholt werden. Krisentelefone sind eine erste Anlaufstelle. Dort kann anonym über Probleme gesprochen werden. Damit es gar nicht erst so weit kommt, sollten die Beteiligten in sich hineinhorchen und ihre Gefühle als Warnsignal ernst nehmen.

 

© Jerzy / pixelio.de

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