Selber pflegen
Die Entscheidung, ob der Pflegebedürftige in professionelle Hände gegeben wird oder ob der Angehörige die Pflege selbst übernimmt, ist nicht leicht. Ehrlichkeit sich selbst gegenüber ist hier die wichtigste Grundlage.
Motive prüfen
Zunächst einmal sollten die eigenen Beweggründe für den Entschluss zur ehrenamtlichen Pflege hinterfragt werden. Diese können ganz unterschiedlich sein:
- Der Wunsch für die Pflegeperson da zu sein
- Schuldgefühle
- Anderen etwas beweisen wollen
- Der Wunsch nach Anerkennung
- Pflichtgefühle
Es ist wichtig, sich in aller Ruhe Gedanken über die Motivationen zu machen, die hinter der Pflege eines Pflegebedürftigen stehen. Pflege aus Schuldgefühlen oder das Hinausgehen über die eigene Leistungsfähigkeit kann auf Dauer krank machen.
Wie der Abbildung zu entnehmen ist, wurden 1.182.057 Pflegebedürftige im Jahr 2011 allein durch Angehörige versorgt.
Quelle in Anlehnung an: Statistisches Bundesamt, Pflegestatistik, erschienen Januar 2011
Den Pflegebedürftigen befragen
Auch der Pflegebedürftige muss der Versorgung durch einen Angehörigen zustimmen. Möglicherweise möchte er, dass intime Pflegetätigkeiten von einer außenstehende Person übernommen werden. Außerdem muss dieser akzeptieren, dass er von dem Pflegenden in gewisser Weise abhängig ist. Daher sollte geprüft werden, ob diesem Einvernehmen eventuell vorhandene Konflikte im Weg stehen. Die Rollenverschiebung ist für beide Beteiligte eine schwierige Situation, deshalb kann ein offenes Gespräch hilfreich sein.
Mögliche Überlegungen
Hier einige Themen, über die vor der Pflege gründlich nachgedacht werden sollte:
- Die Beziehung zum Pflegebedürftigen
- Die eigenen Motive
- Widerstände oder Gründe für Ablehnung
- Akzeptanz des Pflegebedürftigen gegenüber seiner Situation
- Wille und Fähigkeit des Pflegebedürftigen, die Hilfe eines Angehörigen anzunehmen
Die praktische Umsetzung
Die Pflege eines Angehörigen bringt viele Anforderungen mit sich. Deswegen sollte vorab geprüft werden, ob sie sich im Alltag der Pflegeperson umsetzen lässt. Möglicherweise ist es notwendig, vorübergehend von der Arbeit freigestellt zu werden. Ebenso muss überlegt werden, ob die Organisation des Haushalts und die Versorgung der Kinder parallel zur Pflege durchgeführt werden können. Auch die Unterstützung des Partners sollte sichergestellt sein. Mit dem Pflegebedürftigen ist außerdem zu klären, welche Betreuungsform ihm zusagt, falls die Pflege irgendwann nicht mehr selbst übernommen werden kann.
Es erfordert Zeit, um sich über die eigenen Wünsche und Möglichkeiten klar zu werden. Niemand ist dazu verpflichtet, die Pflege zu übernehmen, daher kann die Entscheidung auch auf ein „Nein“ hinauslaufen.